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Samstag, 12. Juli 2014

Super(Survival-)Man – oder woran erkennt man die “echten” Survivler?

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Hallo zusammen, ein Thema brennt mir schon länger unter den Nägeln: Was zeichnet den echten Survivler aus? Unlängst hörte ich den Satz “Ich bin ja eh der einzige echte Survivalist, weil *Aufzählung von Eigenschaften*, hier…”. Das gab mir zu denken. Was braucht man(n)? Was definiert den “echten” Survivalisten? Ich bin bekanntermaßen ein großer Feind von Dogmen, was mir die Beantwortung der Frage relativ schwer macht. Trotzdem will ich es versuchen. Ob es mir gelingt, wird man sehen :)

Das Bild oben zeigt uns, zu 3t, bei der Querung eines Bergflusses. Diese kleine Erlebnis war für mich Synonym, für eine Survivalsituation, wenn auch nur in kleinem Rahmen. Keiner von uns war in der Konstellation miteinander vorher unterwegs, niemand hatte sich darauf vorbereitet. Bevor wir gestartet sind, haben wir kurz die wichtigsten Einflüsse abgeklopft, ist alles dabei, dann ging es los. Wir haben uns dann spontan zur Querung entschieden und vorher zusammengesetzt, die Ausrüstung und Optionen wurde gesichtet, jeder hat seine Bedenken geäußert. Wir haben uns für ein Vorgehen entschieden, dem jeder zustimmen konnte und mit der Umsetzung begonnen. Zwischendurch mussten Ideen als dumm erkannt werden und neu geplant werden. Es wurde ein Plan B und der Worst Case durchgesprochen. Anschließend wurde der Fluß gequert und nachdem alles geprüft war, das Vorgehen besprochen und Schlüsse gezogen. Ich kann für mich sagen, dass ich mich guten Vertrauen in die Aktion hatte, weil ich Vertrauen in meine Begleiter hatte. Was machte meine Begleiter so speziell, dass ich das ohne zu zögern mitgemacht habe?

Fangen wir mal mit den Dogmen an: Glaubt man dem Internet, dann ist der ideale Survivalist Ex-Soldat, Leistungssportler und handverlesen wie ein Spartaner. Wäre dies tatsächlich auf der Checkliste der größten Herausforderung, der Evolution, hätten wir weltweit entweder patriarchats-gestützte Soldaten-Staaten nach spartanischem Vorbild oder ausgestorbene “Weicheierkulturen”. Dem ist jedoch nicht so. Schießen, jagen und angeln, das sind auch ein paar Kernqualifikationen, die viele Survivalisten gerne als Eckpfeiler definieren (vor allem, wenn sie selbst schießen, jagen und oder angeln). Bei den prominenten Fällen, die mir bekannt sind (Scott O´Grady, Chris Ryan oder auch verschiedene Fälle die von Ray Mears vorgestellt wurden) waren diese Kenntnisse bedeutungslos. Eine andere Meinung ist, dass die Ausrüstung den echten vom falschen Survivalisten trennt, auch wenn ich das als oberflächlich erachte, ist ein Körnchen Wahrheit darin, denn ob ein Werkzeug gebraucht ist oder nicht, spricht Bände über den Träger!

Was macht den “Profi” nun aus? Nun, ich wäre vermessen, wenn ich mich als Maß der Dinge anstellen würde, zumal ich mir da eh kein Urteil erlaube, daher möchte ich das Anhand der Leute, die mich begleiteten beschreiben.  Ich konnte, in sehr stark schwankender Verteilung, bestimmte Faktoren beobachten, die meiner Meinung nach die Essenz des Themas ausmachen. Diese Faktoren waren:

  • Ehrlicher Umgang mit seinen Schwächen: Kein Heldengehabe, kein “Indianer kennt kein Schmerz”, sondern eine gesunde Selbstwahrnehmung. Dies macht es, vor allem in der Gruppe, leichter zu planen.
  • Teamfähigkeit: Niemand zieht “seinen Film” durch, macht “sein Ding”, die Gemeinschaft steht an vorderster Stelle, nicht die Anerkennung. Bei dieser (gelebten) Denkweise fällt es naturgegeben leichter, jemand zu vertrauen und seinen Ideen zu folgen, auch wenn man ihn noch nicht kennt.
  • Lernbereitschaft: Der Wille, seinen Horizont, auch mit der Gefahr zu erkennen etwas falsch gemacht zu haben, zu erweitern, ist der Türöffner zu zielgerichtetem  Arbeiten und Wirken. Wer in ausgetretenen Pfaden wandern will, erschließt keine neuen Wege!
  • Vernunft: Die Fähigkeit, unangenehme Fakten als gegeben anzuerkennen und dann pragmatisch zu handeln!
  • Konsequenz, die nicht in Sturheit ausartet: Kein stures, fanatisches beharren auf Plänen, sondern zielgerichtetes Wirken, dass sich bei Bedarf der Situation anpasst.
  • Vertrauen in die eigenen Kenntnisse, bei Kenntnis seiner Limits: Nur wer Vertrauen in seine Fertigkeiten hat, kann andere anleiten und unterstützen, nur wer ehrlich mit sich und anderen über seine Lücken und Defizite ist, erhält das nötige Vertrauen seiner Umgebung.
  • Gesunde Basiskenntnisse, die auf überprüfbaren, universellen Regeln aufbauen. Keine subjektiven Kenntnisse basierend auf einmaligen Erfahrungen, sondern Wissen, das universal einsetzbar und abrufbar ist. Nicht stumpf wiederkäuen, das man ein Jägerbett bauen kann, sondern wissen warum es funktioniert. Nicht den Kochanskishelter nachbauen, weil Cody Lundin das macht, sondern weil man weiß aufgrund welcher physikalischer Regeln er funktioniert. Navigation, Unterkunft, erste Hilfe und grundlegende Physiologie, und man ist gesattelt.
  • Eine robuste, schnörkelose Ausrüstung, die laufen, schlafen, essen und trinken bei Tag und Nacht erlaubt. Gebraucht, nicht verbraucht. Je mehr Gebrauchsspuren, desto eher weiß man, dass ein Werkzeug auch benutzt wird.

Wer sich das durchliest, wird sich denken “Ja, und? Das ist doch im Kern normales Teamtraining…”. Korrekt! Denn ein Survivalist ist in erster Linie ein Teamplayer, der weiß, dass sich gemeinsam mit anderen die Chancen exponentiell erhöhen, der zuhören, lernen und erklären kann, der seine Ausrüstung seinen Kenntnissen angepasst hat und sie zu nutzen weis! Und im Gegensatz zu vielen anderen Situationen, kann man Vertrauen nicht einfordern. Das ist zumindest meine, beileibe nicht allgemeingültige, Sicht auf “den echten Survivalisten”.
Oder zumindest auf den/die, den/die ich gerne in meiner Nähe weiß!

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