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Dienstag, 9. Dezember 2014

Das Voyageur Konzept

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Einführung
Voyageurs waren die, meist französisch-stämmigen, Pelzhändler, die mit Entstehung der Hudson Bay oder North-West Trading Company im Kanada des 19ten Jahrhunderts das Bild der kanadischen Flüsse und Seen bestimmten - und halfen Kanada einen Platz auf den Landkarten Europas zu verschaffen! Ihre Arbeitstage mit den schweren und überlangen Kanadier Booten waren meist bis zu 14 Stunden lang. Sie drangen damit tief in die Wildnis Kanadas vor. Bei solchen Pionierleistungen war Hilfe von außerhalb nicht verfügbar und kleine Fehler, wie das Vergessen einer Streichholzschachtel konnte zum scheitern der Expedition oder sogar zum Tod der Teilnehmer führen. Das Konzept der Voyageurs war einfach, effektiv und hat auch heute nichts an Aktualität verloren.

Idee

Die Voyageurs begannen ihre Expeditionen vor Anbruch des Tages und paddelten bis Sonnenuntergang - mit einer Ausnahme: Am ersten Tag wurde das Lager schon nach 4-6h aufgeschlagen. Die Boote wurden entladen und jedes Ausrüstungsstück, egal ob benötigt oder nicht ausgepackt und, wenn auch nur kurz, genutzt. Stellte sich hier heraus dass ein Ausrüstungsstück fehlte, defekt war, dass Vorräte verdorben oder vergessen / nicht ausreichend gepackt waren, konnte ein Boot bemannt und zurück geschickt werden, um diese Lücken zu füllen. War diese Überprüfung abgeschlossen, starteten die Voyageurs auf ihre eigentliche Tour.

Ausführung

Dieses Konzept kann auch heute noch angewandt werden und bietet, gerade im Freizeit/Hobbybereich, einen nicht zu unterschätzten Nebeneffekt: In der "Testphase" kann sich der Körper an die Umgebung anpassen, akklimatisieren. Nach Beginn der Tour entfernt man sich von seinem Startpunkt (KFZ, Basislager, Unterkunft) maximal 3-4 Stunden und schlägt das Lager auf. Am Ausgangspunkt wird ein Set an ergänzender Ausrüstung deponiert, auf den zugegriffen werden kann. Werden beim Aufbau keine Versäumnisse offensichtlich, wird die Nacht an dieser Stelle verbracht, am nächsten Morgen wird das Resümee gezogen und entweder an der Ausrüstung nachgebessert oder die Aktion begonnen. Das Konzept kann an die Bedürfnisse der Aktion angepasst werden, als Beispiel soll eine Bergtour im alpinen Raum bei Bad Tölz, im deutsch-österreichischen Grenzgebiet dienen.
Ziel der Tour ist der Einstieg in den Staffelgraben sowie die Erkundung von Nebengräben und Tälern. Der Staffelgraben ist ein von mehreren Bächen gespeister Bachlauf der vor dem Sylvensteinspeicher auf deutscher Seite in die Isar mündet. Die Gruppe aus 3 Personen startet um 0900h am Morgen und quert die Isar am flussaufwärts gelegenen Damm und begibt sich zur Mündung des Staffelgrabens. Hier wird der erste Halt  außerhalb des NSGs eingelegt. Da im Staffelgraben kaum Platz für Tarps und andere Unterkünfte vermutet wird und ein Zelten/Lagern nicht erlaubt ist, schlafen die 3 Personen auf offener Fläche. Nach der ersten Nacht, wird festgestellt, dass der Brennstoffbedarf falsch kalkuliert war und ein Gruppenmitglied die Nachttemperaturen in Verbindung mit dem starken Tau unterschätzt hatte. So wird aus dem KFZ weiterer Brennstoff sowie ein Windsack nachgeholt und die Tour kann beginnen. Zugleich hat sich die Gruppe an den Luftdruck der Region gewöhnen können und kann nun entspannt in den Graben einsteigen.

Das Depot

Mit der deponierten Ausrüstung steht und fällt die Effektivität des Konzeptes. Entgegen den Voyageurs ist heute nicht jede Siedlung mit einem Gemischtwarenladen gesegnet, der neben Vorräten auch Decken, Seile, Kletterausrüstung und Werkzeug führt. Als Faustregel kann man sagen, das das Depot all das zur Verfügung stellen muss, was auch die (stark komprimierten) Anforderungen an einen SurvivalKit sind, also

- Wasser / Hydration (z.B. Platipusflaschen, Wasserfilter)
- Feuer (z.B. Brennstoff, Feuerzeug, Zunder, Kocher)
- Unterstand / Schutz (z.B. Tarp, Windsack, evtl. Zelt)
- Verpflegung (z.B. Rationen, Kochgeschirr)
- Orientierung / Navigation (Kompass, GPS, Kopie der Karte, Lampen/Licht)
- Verbrauchsmittel (Akkus, Streichhölzer, Gas, etc)
- Reparaturmittel (z.B. Klebeband, Heissklebestifte, Flickzeug, Nähzeug))
- Spezialausrüstung (z.B. Klettergeschirre, Signalmittel, Optik)
- Medikamente / Erste Hilfe

Diese Mittel müssen nicht extravagant, ultraleicht und super modern sein, aber sie müssen ihren Zweck erfüllen. Sie können je nach Anwendung variieren, eine universell anwendbare Liste kann hier nicht erstellt werden.

Abschlussbetrachtung
Das Konzept ist sicher nicht ohne Aufwand und es ist auch leichter, alles redundant mitzuführen (leichter im Kontext Aufwand, nicht Gewicht), aber es gibt auch eine gewisse Sicherheit und erlaubt es, freier zu agieren, da man ja ein gewisses Fallback System hat. Auch, und das ist gerade beim Hobby wichtig, verringert es drastisch die Gefahr, dass die ganze Unternehmung wegen einem Showstopper, eventuell auch noch von einer einzigen Person verursacht, abgebrochen werden muss!

Bildquelle: Susquehanna Chapter - Wooden Canoe Heritage Association - http://susquehanna-wcha.net/

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